1462 – Die Schlacht bei Seckenheim

– Nebenschauplatz mit Wagenburg bei St. Leon –

Die Ursachen der Fehden im 14. und 15. Jahrhundert waren meist territoriale Streitfälle und sonstige machpolitische Interessensgegensätze; sie endeten oft in kriegerischen Auseinandersetzungen. Gerade die Dörfer, die nicht mit Verteidigungsanlagen ausgerüstet waren, hatten durch Plünderungen und Beutezüge besonders zu leiden.

Vorgeschichte der Mainzer Stiftsfehde.

1459 wurde Diether von Isenburg mit knapper Mehrheit gegen Adolf von Nassau zum neuen Erzbischof von Mainz (Kurfürst von Mainz und Erzkanzler für Deutschland) gewählt. Diether musste sogleich das so genannte antipfälzische Bündnis beurkunden. (Bund der Kurfürsten gegen den Kurfürst und Pfalzgrafen bei Rhein). Die Bestätigung der Wahl durch den Papst war jedoch ausgesetzt.
Im März 1460 erklärte der Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg dem Pfälzer Kurfürsten Friedrich I. den Krieg. Nach verlorener Schlacht musste der Erzbischof von Mainz vor Friedrich in Heidelberg erscheinen und sich verpflichten, auf die Seite der Pfalz überzutreten. Friedrich verbündete sich nun mit dem Erzbischof und ließ sich im Voraus für seine Hilfe bezahlen.
Der Ruhm Friedrichs verbreitete sich in ganz Deutschland – seine Freunde nannten ihn den „Siegreichen“, seine Feinde „den bösen Fritz“.
Nun taten sich Kaiser und Papst zusammen und der Papst drohte Erzbischof Diether und Kurfürst Friedrich mit Exkommunikation. Nach weiterem Widerstand erfolgte diese am 23. Februar 1461.

Zwietracht zwischen Kaiser Friedrich III. und dem Pfälzer Kurfürsten Friedrich I.

Durch Kurfürst Friedrichs kritische Position zu Papst Pius II. und Kaiser Friedrich III. kam es zum Eklat, zur sogenannten Mainzer Stiftsfehde. Da Bischof Diether sich weigerte, seine Reformbestrebungen aufzugeben, wurde er am 21. August 1461 durch den Papst abgesetzt und gebannt. Doch Diether weigerte sich – unterstützt durch die Mainzer Bürgerschaft – den Erzbischofsstuhl zu räumen.

Die Vorgeschichte Friedrichs I.

Nach dem Tod des Kurfürsten Ludwig III. von der Pfalz wurde dessen Sohn, Ludwig IV., mit 13 Jahren, unter Vormundschaft, Kurfürst von der Pfalz. Friedrich, der jüngere Bruder von Ludwig erhielt als Apanage eine Landvogtei im Elsass, die Grafschaft Lützelstein (La Petite-Pierre).
Überraschend starb Ludwig IV. 1449 im Alter von 25 Jahren. Aus der Ehe von Ludwig mit Margarethe von Savoyen (Tochter des Grafen Amadeus und späteren Gegenpapstes Felix V.)  [1] ging nur ein Sohn hervor, nämlich Philipp. Philipp, nur ein Jahr alt, kam unter die Vormundschaft seines Onkels Friedrich. Am 16. September 1451 adoptierte Friedrich sein Mündel mit der Zustimmung von dessen Mutter Margarethe. Friedrich und seine Räte beriefen sich auf die römisch-rechtliche Rechtsform der Arrogation (Anmaßung), die es Friedrich ermöglichen sollte, auf Lebenszeit in die vollen Rechte seines Neffen einzutreten und Kurfürst der Pfalz zu werden und zu bleiben, auch bei Volljährigkeit des eigentlichen Erben.
Friedrich brachte seinerseits sein Erbe in das Kurfürstentum ein und verzichtete auf eine legitime Ehe, um die Nachfolge des Adoptivsohnes nicht zu gefährden.
Kaiser Friedrich III. verwarf die Regelung und versetzte Friedrich I. von der Pfalz in Reichsacht.

[1] „Die Tochter des Papstes: Margarethe von Savoyen“. Ausstellung im Landesarchiv Baden-Württemberg bis 15. Januar 2021

Die Gegner des Pfälzer-Kurfürsten und die Gründe des Krieges.

Friedrich I. der in seiner Jugend schon in Kriegs- und Turnierspielen heldenhafte und tapfere jüngere Sprössling des Kurfürsten Ludwig III. von der Pfalz, war dem Kaiser später kein angesehener Zeitgenosse. Der Kaiser betrachtete Friedrich als Urheber einer allgemeinen Aufmüpfigkeit.
Die Landesnachbarn Württemberg, Baden, das Hochstift Speyer, die Grafschaft Veldenz und auch die Grafschaft Lützelstein im Elsass versuchten, sich von den alten eingegangenen Verpflichtungen und Verträgen mit den Kurpfälzern loszulösen. Die Feindseligkeiten mit Friedrich nahmen kein Ende.
Markgraf Karl von Baden schloss sich den Feinden des Pfalzgrafen an und erklärte Friedrich den Krieg. Auch der Bischof von Speyer wechselte die Front und schloss sich dem Markgrafen an. Ebenso Ulrich V. von Württemberg (Inzwischen 1453 mit Margarethe von Savoyen verheiratet). Zusammen mit dem Grafen von Veldenz und dem inzwischen vom Papst zum neuen Erzbischof von Mainz ernannten Adolf von Nassau bildete sich nun eine Front gegen Friedrich. Ebenso schloss sich Bischof Georg von Metz, der Bruder des Markgrafen Karl von Baden, den Gegnern Friedrichs an.

Die Kriegshandlungen 1462.

Ende März 1462 begannen die badischen und württembergischen Truppen, in der Pfalz die Dörfer einzuäschern. Walldorf, Nußloch, Sandhausen, St. Ilgen, Kirchheim, Eppelheim, Plankstadt und Bruchhausen wurden ausgeplündert und angezündet. Linksrheinisch folgten im April 17 weitere pfälzische Dörfer. Der Kaiser verlangte gleichzeitig die Mobilmachung gegen Friedrich wegen Rebellion. Der Reichskrieg war erklärt.
Am 24. Juni 1462 brach Graf Ulrich V. mit seinen Truppen in Stuttgart auf und vereinigte sich in Pforzheim mit den badischen Truppen. Am folgenden Tag erreichte man die pfälzische Grenze bei Bretten und die Truppen verwüsteten die Felder. Man band noch den Pferden breite Äste an die Schweife um möglichst eine breite Spur der Verwüstung zu hinterlassen.
Entlang des Saalbachs wurde dann auch Heidelsheim belagert aber nicht eingenommen.
Friedrich hatte jedoch eine Kriegstaktik, die die Feinde überraschte. Er kam von Gochsheim und verstärkte die Truppen in Heidelsheim.
Weil Friedrich bisher nicht in die Kampfhandlungen eingriff, hoben die vereinigten Truppen die Belagerung von Heidelsheim auf und rückten über Bruchsal mit dem gesamten Tross und Fußvolk Richtung Norden. Im speyrischen Dorf St. Leon machten sie am Abend Halt und bildeten ein Lager aus einer großen Wagenburg.

Mittelalterliche Wagenburg (Wikipedia)


Hier war bereits der Bischof von Speyer mit seinen Truppen eingetroffen. Im Glauben, Friedrich halte sich noch im bayrischen auf, war die kaiserliche Front ziemlich siegessicher. (Der Bischof von Speyer versicherte die Aussage)
Noch am Abend des 29. Juni wollte man von St. Leon ausgehend mit 800 Reitern und Knechten Richtung Heidelberg aufbrechen. Wieder wurden die auf dem Weg liegenden pfälzischen Dörfer gebrandschatzt.
Die Kaiserlichen lagerten in dieser Nacht vermutlich in der Nähe von Schwetzingen.
Friedrich I. zog seine Truppen in Leimen zusammen. Er bemerkte, dass die feindlichen Truppen sich Richtung Seckenheim bewegten. Nun galt es, dem Feind den Rückweg zum Gros seines Heeres, das noch bei St. Leon lagerte, abzuschneiden.

30. Juni 1462 – die Schlacht bei Seckenheim.

Im Morgengrauen brach das pfälzische Heer mit 300 Reitern und 2000 Mann Fußtruppen in aller Stille in Richtung Feind auf. Gegen 10 Uhr vereinigten sich die Truppen Friedrichs mit denen seines Partners, Erzbischof Diether von Mainz.
Die Schlacht ging für die kaiserlichen Truppen verloren, die Kampfhandlungen endeten teilweise in einem Gemetzel für Mann und Pferd.
Das Fußvolk bei der Wagenburg in St. Leon konnte nicht benachrichtigt werden, auch nicht mehr zur Schlacht herangeführt werden.
Auf dem Schlachtfeld gehen die Banner und Wimpel von Friedrichs Feinden langsam nieder und es gibt viele Gefangene. Einige gelangen zurück zur Wagenburg bei St. Leon und verbreiten die schreckliche Nachricht.
In der kurzen Zeit (2 bis 3 Stunden) in der die Schlacht gewonnen wurde war die Absicht Friedrichs, wertvolle Gefangene als Faustpfand zu machen.
Gefangen wurden: Markgraf Karl von Baden mit 40 Grafen und Edelleuten, Bischof Georg von Metz mit 39 Grafen und Edelleuten, Graf Ulrich von Württemberg mit 45 Grafen und Edelleuten und viele Landsknechte. Der Bischof von Speyer geriet ebenfalls in Gefangenschaft. Als Rache musste er die Dörfer Hockenheim, Reilingen, Rotenberg, Wersau und die ganze Lußhardt an Friedrich abtreten.
Friedrichs Taktik war, kein Gemetzel zu veranstalten sondern wertvolle Gefangene zu machen. Auch gab es keine Verfolgung des feindlichen Fußvolkes zur Wagenburg bei St. Leon. Die dortige Wagenburg löste sich auf und das Fußvolk verlor sich in alle Richtungen.
Am Ende des Tages fand – unter Vorführung der Gefangenen – eine große Siegesfeier in Heidelberg mit einem Dankgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche statt.
Nach frommen Sitten wurde am 4. Juli 1462 – dem Sonntag nach der Schlacht – eine prunkvolle Sakramentsprozession von der Heilig-Geist-Kirche zur St. Peterskirche gehalten.
Hierbei wurde auch der Gefallenen beider Seiten gedacht.

Autor: Willi Steger

Das Mahl zu Heidelberg

Zitat: „Nachdem nun der Kurfürst seine durchlauchtigen Gefangenen auf das Heidelberger Schloß verbracht hatte, ließ er sie (wie die Sage geht, und auch ein Bild in der kurpfälzischen Galerie zeigte) zuerst zwar fürstlich bewirthen, aber ihnen kein Brod vorlegen; und als sie selbes begehrt, soll er ihnen, indem er die großen Bogenfenster seines Schlosses geöffnet, und auf die verheerte Gegend gedeutet, entgegnet haben:
> Ihr habt meinen Unterthanen gegen alles Kriegs-Recht die Felder verheert, und die Mühlen verbrannt; ich kann euch kein Brod geben < “.

Literaturhinweise:
– Lissignolo, Franz-Albert, die Schlacht bei Seckenheim, Mannheim 1835, BSB Don.Lud.406
– Probst, Hansjörg, Seckenheim – Geschichte eines kurpfälz. Dorfes, Südwestdeutsche VA 1981
– www.weislingen./net/wp Heimatbuch der Gemeinde Weislingen 2018
– www. historisches Seckenheim
– Wikipedia, Stadt-Wiki,- Konradsblatt Nr. 36/2020 Seite 39

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