Das Kloster der Reuerinnen in St. Leon um 1220/27

Das Kloster der Reuerinnen bestand von ca. 1220-1227 im Ort St. Leon vermutlich in den Weihergärten. Schutzpatronin war die hl. Maria Magdalena. In den Archivunterlagen des noch heute bestehenden Folgeklosters der Reuerinnen, den Dominikanerinnen des Kloster St. Magdalena in Speyer, findet sich über den Ursprung des Klosters St. Magdalena folgender Hinweis

„ …den Anfang unseres Klosters finden wir rechts des Rheins in St. Leon, einem Dorf am Westrand des Kraichgaues, wo sich eine Gemeinschaft von Reuerinnen befand, deren Patronin die hl. Maria Magdalena war.“

Es war die Zeit der Erneuerung der christlichen Kirche, deren Jahrhunderte die Orden der Franziskaner, Dominikaner, Benediktiner (Zisterzienser) und viele andere Ordensgemeinschaften der mittelalterlichen Gesellschaft prägten.

Die Geschichte des Reuerinnenklosters zu St. Leon beginnt demnach um 1220. Ludwig H. Hildebrandt vermutet, dass die Reuerinnen die baulichen Reste des Chorherrenstiftes zum hl. Leo von 853 genutzt haben. (St.Leon-Rot – das Heimatbuch 2004 Seite 69)

Ob die Kongregation in St. Leon von Beginen[1] begründet wurde, oder ob es sich um eine lose Vereinigung von Büßerinnen[2] handelte ist nicht sicher nachzuweisen.

Ältestes vorhandenes Siegel vom Kloster St. Magdalena

In der Festschrift „750 Jahre Kloster Magdalena Speyer“ erfahren wir über den Begriff „Reuerinnen“ folgendes: „Ein guter Teil der Nonnen, die einer Reuerinnengemeinschaft angehörten, waren vor ihrem Eintritt in diese Gemeinschaft demoralisierte Frauen gewesen. Die Kreuzzüge und die höfische Minne der Troubadours (Sänger) hatte das ihre dazu beigetragen, dass es soweit mit ihnen gekommen war.“

Um 1220 gründete der ehemalige Dompropst von Hildesheim, Rudolf von Hildesheim, die neue Ordensgemeinschaft für „gefallene Frauen und Mädchen“ und gab ihnen den Namen „sores penitentes sancte Marie Magdalena“ (Bußschwestern, Reuerinnen, Weißfrauen, der hl. Maria Magdalena). Seine Aufgabe sah er darin, sich der Seelsorge der gestrauchelten Frauen zu widmen.
Am 12. Juni 1227 wurde der Orden von Papst Gregor IX. bestätigt.
Eine Bestätigung über die Ordensgemeinschaft der Reuerinnen/Büßerinnen in St. Leon findet sich auch in den Archivunterlagen der Pfarrgemeinde St. Leo der Große und zwar im „Notabilienbuch“ [3] des Pfarrers Volz (1833-1839). Im genannten Notabilienbuch findet sich die Aussage, die einer der ältesten Bürger des Ortes 1834 gemacht hat:
„Zur St. Leoner Altertumsgeschichte ist unter vielem anderen noch zu sagen, dass das dermalen in Speyer existierende Frauenkloster ad Maria Magdalenam, welche Reuerinnen waren, ehedem in den Gärten bei der Mühle von St. Leon stand …“

Bereits um das Jahr 1227/28 lösten die Nonnen das Reuerinnenkloster in St. Leon wieder auf und übersiedelten mit der ganzen Gemeinschaft nach Speyer. Hier schenkte ihnen das Ehepaar Walther und Edelinde Bart das Grundstück am Hasenpfuhl, auf dem heute noch das Kloster „St. Magdalena“ steht.
Über den Anlass der Reuerinnen sobald nach ihrer Gründung den Ort St. Leon wieder zu verlassen und nach Speyer zu ziehen kann man nur spekulieren.
Es war die Zeit der Kreuzzüge, noch hinein bis ins 13. Jahrhundert. Wer kümmerte sich um die zurückkehrenden und traumatisierten Männer und auch Frauen? Es waren die „Weißfrauen oder Reuerinnen“, die sich um die heimkehrenden verletzten Männer und Frauen kümmerten, die sie pflegten und auch für ihre Wiedereingliederung in der Gesellschaft sorgten.
War es die unsichere Lage des Konvents auf dem nur schwach mit Palisaden geschützten Ort St. Leon? Oder waren es die Verlockungen der „Reichsstadt Speyer“. Mit dem „Freiheitsbrief“ vom 14. August 1111 durch Kaiser Heinrich V., worin er den Einwohnern von Speyer – als erste deutsche Stadt – Freiheitsrechte in Form des Verzichtes von Abgaben auf Erbnachlässe, Zölle usw., auch auf Recht auf Eigentum verbriefte. Diese Privilegien wurde auch den Zuwanderern zugestanden.
Auch die Ummauerung der Vorstadt im Hasenpfuhl brachte dem Konvent Sicherheit. Die Selbstverwaltung der Stadt Speyer als „freie Reichsstadt“ eröffnete dem Konvent der Reuerinnen neue Perspektiven.
Im Jahre 1304 erbaten die Reuerinnen den Übertritt in den Orden des hl. Dominikus. Papst Benedikt XI. bestätigte die Aufnahme in den Dominikanerorden durch ein Dekret vom 12. März 1304.

Foto: Willi Steger; Blick vom Klosterhof auf dem Dom zu Speyer

 

Was die Zeit des Magdalenenklosters noch an St. Leon erinnert sind alte Urkunden[4]

  • 1270 November 04

„Werner von Horneck, Dompropst zu Speyer, bestimmt, dass das Reuerinnenkloster St. Magdalena überm Hasenpfuhl vor Speyer nach seinem Tode das Eigentum an einer Wiese bei dem Eisenbusch in St. Leon erhalten soll. Das Kloster begeht dafür am 25. September sein Jahresgedächtnis.“

  • 1490 Juni 14

„Priorin und Konvent des Dominikanerinnen-Klosters St. Magdalena überm Hasenpfuhl vor Speyer lassen eine ‚gutter renovation‘ [Erneuerung] ihres Besitzes zu St. Leon durchführen. Der darauf ruhende jährliche Ewigzins wird auf vier Malter Korn reduziert. – anno 1490, auff Viti und Modesti.“[5]

  • 1526 Dezember 20

Dem Dorfgericht zu St. Leon werden die vier Kollektoren (sembler=Sammler) für den jährlichen Ewigzins von vier Malter Korn[6] benannt, den Priorin und Konvent des Dominikanerinnen-Klosters St. Magdalena überm Hasenpfuhl vor Speyer aus diesem Dorf beziehen. Sie specificiren mit beforchung  [die Lage]die gutter [Güter], von welcher ein jedweder in particulari [insbesondere] sein malter samblen soll. – anno 1526, in vigilia s. Thome.“

 

Eine weitere und bislang letzte Urkunde vom 15. Juni 1561 benennt ebenfalls den Ewigzins zu St. Leon.

[1] Beginen sind Frauen, die unter einer frei gewählten Vorsteherin in Beginenhöfen ein andächtiges Leben führen, ohne einem Orden im eigentlichen Sinne anzugehören.[2] Der Name „Reuerinnen oder Büßerinnen“ geht zurück auf Maria Magdalena ,d. h. Maria aus dem Dorf Magdala ,eine der rätselhaftesten Frauengestalten des Neuen Testaments.
[3] enthalten im Taufbuch der Pfarrkirche St. Leon 1748-1784 heute aufbewahrt im Erzbischöflichen Archiv in Freiburg
[4] Band 1 Reuerinnen- und Dominikanerinnen-Kloster Sankt Maria Magdalena überm Hasenpfuhl vor Speyer. Teil 1 Urkunden und Regesten bearbeitet von Martin Amgart, Neustadt/Weinstr. 1995
[5] Gedenktag der Märtyerer und Heiligen Vitus und Modestus
[6] 1 Malter Korn = ca 100 k

Urkunden und Regesten (Nachträge) (Pfälzische Geschichtsquellen 1.1 und 1.2). Neustadt an der Weinstraße 1995 und 1997.

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