Die St. Anna-Kapelle in St.Leon

Anna-Kapelle; Foto: Franz Stoll

Die heilige Anna (hebräisch: Hannah), ist laut einer frühchristlichen Schrift (Protoevangelium des Jakobus) die Mutter von Maria, der Mutter Jesu.

Die Verehrung der Heiligen Anna nahm ihren Höhepunkt im 13. und im 16./17. Jahrhundert, als viele Annakapellen und Tausende von Altären und Statuen zu ihren Ehren errichtet wurden. Im 19. Jahrhundert gab es im deutschsprachigen Raum etwa hundert größere und kleinere Wallfahrts-stätten zu Ehren Annas. 

Aus der Bevölkerung von St. Leon wurde in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts ebenfalls vermehrt die Bitte an den Ortspfarrer herangetragen auch hier im Ort eine Kapelle zu Ehren der Mutter Mariens zu errichten.

Pfarrer Philipp Gerber (1848-1857 Pfarrer in St. Leon) stellte deshalb im Oktober 1853 den Bauantrag an das „bischöfliche Ordinariat“ Freiburg:

hochwürdigstes bischöfliches Ordinariat“ Mehrere hiesige Bürger haben im Namen der Gemeinde bei dem unterzeichneten Pfarramte die Bitte gestellt, bei hochwürdigstem Ordinariat die Erlaubnis bewirken zu wollen, eine kleine Kapelle auf dem Feld erbauen zu dürfen, an welcher die frommen Arbeiter, wenn sie ihr Mittagsbrot verzehren, sich versammeln und mit dem Aufblicke zu Gott, für das, was er ihnen schenkte, danken und den Segen für ihre Arbeit gemeinschaftlich erflehen zu können; Auch würde diese Stätte für manchen frommen Wanderer einen Ruhepunkt gewähren, an welchem vielleicht manche gut Entschließungen gefasst werden. Der sinnliche Mensch wird durch das sinnliche zu dem Übersinnlichen empor gehen und es ist ein erfreuliches Zeichen der Zeit, dass viele, im Bewusstsein der Schuld, sich von Gott entfernt zu haben, trauern und sich gern wieder ihrem Gotte nahen möchten.
Pfarrer Philipp Gerber schrieb…
Daher das Verlangen nach Kapellen und Kruzifixen auf dem Felde. Die Leute wetteifern gleichsam in diesem Verlangen und jeder möchte gern der Stifter eines solchen Symbols der Andacht sein. Es haben sich hiesige Bürger zu 100 Gulden Beitrag erboten und alle sind bereit, das Fehlende zu ergänzen. Wer möchte einen solchen Ausdruck der Frömmigkeit nicht unterstützen? Das unterzeichnete Pfarramt, welches sich verbindlich macht, streng darüber zu wachen, dass kein Missbrauch mit diesem frommen Zwecke gemacht werde, nimmt daher keinen Anstand, ein hochwürdigstes Ordinariat zu bitten, das Anliegen der hiesigen Gemeinde zu genehmigen.
St. Leon, den 22.Okt 1853
Erzbischöfliches Pfarramt
Philipp Gerber, Pfarrer

Der Dekan für das Dekanat St. Leon, Johann Michael Ernzberger aus Östringen unterstützt das Anliegen der Pfarrei St. Leon mit Schreiben vom 23. Oktober 1853. Im November 1853 werden die Baupläne nach Freiburg vorgelegt. Die Bewilligung des Kapellenbaus erfolgt am 10. Dezember 1853 unter der Bedingung, dass alle Kosten von der Gemeinde oder auch durch Spenden übernommen werden. 21. April 1854: Mit Schreiben des Erzbischof Hermann von Vicari an das Erzbischöfliche Dekanat St. Leon wird mitgeteilt, dass dem Geistlichen Rat Gerber in St. Leon die Vollmacht erteilt wird, die Kapelle nach den Bestimmungen des Diözesanrituals einzuweihen. 

Von einer besonders schrecklichen Tat berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung vom 27.07.1987: „Wüste Zerstörungen richteten zwei Jugendliche an, die am Donnerstagnachmittag in die Marienkapelle in St. Leon gewaltsam eindrangen …”

Die Anna-Kapelle in St. Leon, auch Marien-Kapelle genannt, in der Kirrlacher Straße 60, ist in der Liste der Kulturdenkmäler der Gemeinde St. Leon-Rot eingetragen:
„Die Marienkapelle wurde 1853 erbaut und steht in einem kleinen Hain. An den rechteckigen Saal schließt eine absidiale Altarnische. Die Kapelle mit ihrer Ausstattung ist landschaftstypisch und steht in einer alten Tradition. Die Erhaltung steht aus heimatgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.“ 

Gedenktag der Heiligen Anna ist der 26. Juli

Bauernregeln zum Anna Tag:
Wenn am Anna Tag die Ameisen aufwerfen, so soll ein strenger Winter folgen.
St. Anna klar und rein / bald das Korn geborgen sein.
Anna warm und trocken, / macht den Bauer frohlocken.
Um St. Ann / fangen die kühlen Morgen an.
Ist St. Anna erst vorbei / kommt der Morgen kühl herbei.

Autor: Willi Steger

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