Edelmann/Ministerialen/Ritter des 13./ 14. und 15. Jahrhunderts in St. Leon

Blick von der Barockkirche auf das alte Rathaus, an der Wand noch gut erkennbar, die Grabkreuze zweier Adliger.

Neben den höfischen Beamten im Dienst der Bischöfe zu Speyer, die die Regentschaft im Hochstift Speyer ausübten, und den Obervögten und Landvögten gab es noch die sogenannten Ministerialen. Diese sind im Dienst der Herrschaft stehende Beamte, die sich oft aus den Hörigen des Bauernstandes herausbildeten. Sie übernahmen vor Ort, also in den Dörfern und Siedlungen, die Kontrolle und Organisation des Herrschaftsbereiches des Landesherrn.

Den Ministerialen oblag die Leitung von Hofgütern oder Besitzungen, sie regelten die Finanzen und wurden ggf. zum Kriegsdienst herangezogen. Sie waren anfangs unfreie Dienstmannen, die als Entlohnung Land- oder Ämterlehen bekamen. Ab dem 13. Jahrhundert wurden sie zunehmend zu freien Bürgern (also nicht mehr Leibeigenen) und stiegen sozial in den niederen Adelsstand auf. Dieser niedere Adel bildete dann im Mittelalter den Kern des Ritterstandes.

Für St. Leon sind einige Ministerialen urkundlich bezeugt:

  • 1163 Hertwic von St. Leon als Zeuge eines Schiedsspruches des Bischofs Ulrich von Speyer
  • 1186 die Brüder Ludwig und Albert von Sancto Leone als Zeugen von Verkäufen, die Kaiser Friedrich bestätigte
  • 1273 Konrad und Albrecht von Sancto Leone und ihr Vetter Hertwic, der Sohn des Dieter, als Verkäufer von Zehntrechten in Geinsheim
  • 1286 Albrecht von Sancto Leone als Zeuge einer Abtretung der Burghälfte Wersau durch Bischof Friedrich an den Pfalzgrafen Ludwig
  • 1289 Friedrich von Sante Len als Kundschafter über Rechte des Klosters Maulbronn in St. Leon, sowie Albrecht und sein Vetter Hertwic von Sante Len als Zeugen dieser Rechtserkundung
  • 1340 bis 1364 die Brüder Bruno und Beringer von Sancto Leone als Lehensnehmer von Hofgütern gegenüber dem Speyerer Bischof, aber auch als Verbündete der Sickinger in der Fehde gegen die Stadt Speyer
  • 1360 Ortwin Pleich von Waldeck zu St. Leon und seine Frau Anna, als Kläger um Besitzrechte in Rauenberg und Walldürn, belegt durch ihr Siegel
  • 1379 bis 1414 Gerhard von Obrigheim zu Santh Lenen als Käufer von Gütern und speyerischen Lehen

(Quelle: Heimatbuch St. Leon-Rot – damals und heute – von 2004 Seite 69 ff )

Es ist ebenfalls urkundlich belegt, dass die Edelleute des 12. und 13. Jahrhunderts in St. Leon eine Burg als Ministerialsitz besessen hatten, die vermutlich 1353 und evtl. zusätzlich 1364 zerstört wurde. Über den genauen Standort der Burg, evtl. auch einer Mottenburg, lässt sich aber bis heute nur spekulieren.

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