Ein Original – Dä Linus vun Sand Lee



Anmerkung der Redaktion:
Auf dem Land – auch in St. Leon-Rot – war das „Schwarzschlachten“ weit verbreitet und natürlich auch verboten (Verbrechen nach §1 Abs.1 der Kriegswirtschaftsordnung vom 04.09.1939). Nach damaligen Tageszeitungsinformationen war St. Leon ein richtiges „Schwarzschlachternetz“. Einige St. Leoner kamen deshalb vor das Sondergericht in Mannheim und wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Nach 1945, als die Alliierten Deutschland besetzt hielten, war er wieder am Handeln mit den Militärbehörden. Ausrangierte Kriegsbestände und Schieberwaren aller Art türmten sich in seinem Hof und hinter dem Haus am Ende der Liegelstraße. Vieles wurde ihm dort geklaut. Vermutlich wusste der Alte mit dem weißen Knebelbart nicht einmal selbst genau, was er alles besaß.
Einmal bekam er von den Amerikanern eine Menge Hakenkreuzfahnen geschenkt, mit der Auflage, sie vor Weiterverwendung umzufärben. Linus hatte jedoch nichts Besseres zu tun, als damit im Winter seine gestapelten Tabakspäckchen – er baute selbst Tabak an –, zu bedecken, natürlich auch ohne nur eine der Fahnen gefärbt zu haben. Da muss es in seiner Scheune wie bei einem Staatsbegräbnis zu Hitlers Zeiten ausgesehen haben.
Ja, so war sein Leben, möchte man am Ende sagen. Bund und aufregend war es und noch mancher alte St. Leoner erinnert sich an das geflügelte Wort über ihn: „Er hott alles g’schafft, groad ä heilichi Mess hott er net g’lese“.
Literatur:
Dr. Hans-Peter Post † in: St. Leon-Rot Das Heimatbuch 2004 – Damals und heute
Bearbeitet: F. Stoll Arbeitskreis Heimatgeschichte