Bildheisl an der Kronauer Str.

Das Bildheisl in St.Leon

von Klaus Tropf ✝︎

Wohl den meisten Bürgern unserer Gemeinde ist das abgebildete Häuschen wenigstens der Ansicht nach bekannt. Viele werden fast täglich daran vorbeikommen, wenn sie zum Training oder in eines ihrer Vereinsheime fahren. Vielleicht hat sich auch der eine oder andere schon einmal dazu verleiten lassen, die auf der Stirnseite angebrachte Inschrift zu lesen, nachdem das Häuschen im vergangenen Jahr einen neuen Farbanstrich erhielt und die Schrift restauriert wurde. Ein Blick durch das leider etwas dichte Gitter in das Innere zeigt die Statue des Hl. Wendelin, des Schutzpatrons der Hirten und Bauern.

hl. Wendelin

Das Wesentliche zu der Entstehungsgeschichte des „Mahnmals“, das noch bis heute vielen unter dem Namen „Bildheisl“ geläufig ist, erfährt man schon durch die Inschrift selbst. Eine Eintragung im ältesten erhalten gebliebenen Kirchenbuch von St. Leon gibt jedoch weiteren Aufschluß zu dem in der Inschrift angesprochenen Unglücksfall. Dieser ist unter den insgesamt sechs Todesfällen des Jahres 1737 aufgeführt. Die Eintragung ist in lateinischer Sprache abgefaßt und für heutige Leser nur schwer zu entziffern. Sie stammt von dem damaligen Pfarrer Adam Munck, der neben seiner eigenen Pfarrei in St. Leon auch die Kirchengemeinde von Rot mitzuversorgen hatte.

Bildheisl-Inschrift

Zusammen mit Marcus Nuser, zu dessen Erinnerung das „Bildheisl“ erbaut wurde, fand damals auch noch ein gewisser Balthasar Malsch im Alter von 36 Jahren den Tod. Sie waren gerade beim Weiden der Pferde, als sie von einem fürchterlichen Gewitter überrascht und vom Blitz erschlagen wurden. So geschehen im Monat des Festes der Heimsuchung Mariens, Anno Domini 1737. Beide wurden gleichermaßen als fromm, gottesfürchtig und bescheiden beschrieben. Ihre Lebensführung sei tugendsam und lobenswert gewesen. Von Marcus Nuser wird außerdem mitgeteilt, daß er ein ehelicher Sohn des Johannes Nuser und dessen Ehefrau Anna Clara gewesen sei. Wie der Chronist weiter zu berichten weiß, wurden „die Seelen der beiden am darauffolgenden Tag Gott dem Schöpfer anvertraut, so wie es der katholische Brauch fordert, und ihre Leiber nach christlicher Sitte der Erde übergeben“. Das Begräbnis der beiden vollzog sich „unter den bitteren Tränen und einem großen Wehklagen der Eltern, Brüder, Schwestern, aller Verwandten und der ganzen hiesigen Gemeinde, die alle versammelt waren“.

Zu dieser Zeit zählte St. Leon etwas mehr als 400 Einwohner, darunter waren die Namen Nuser und Malsch recht häufig vertreten, verloren sich aber in späterer Zeit wieder ganz.

Derartige Erinnerungsmale für Verstorbene, sogenannte Epitaphe, kamen in der Barockzeit, in der auch das „Bildheisl“ erbaut wurde, häufiger vor und waren beim Volk sehr beliebt. Sie sind ein Ausdruck der großen Volksfrömmigkeit jener Zeit, wofür auch als eine weiteres Beispiel aus unserer Gemeinde die St.Sebastianus-Bruderschaft angeführt sein soll, die damals in St. Leon bestand. Diese war im Besitz eines päpstlichen Ablaßbriefes. Aufgrund dessen herrschte jedes Jahr zum Fest des Hl. Sebastian am 20. Januar ein großer Zulauf von Wallfahrern zu unserer Pfarrkirche, die um die Gewährung eines Sündennachlasses beteten.

Wenn das „Bildheisl“ für die heutigen Betrachter auch etwas armselig wirken mag, so legt es doch ein beredtes Zeugnis ab vom frommen Sinn unserer Vorfahren, den wir nicht mißachten sollten.

erstmals veröffentlicht in den Gemeindenachrichten von St. Leon-Rot am 28.01.1977

Fotos: Franz Stoll