Das Gasthaus zum Hirsch – „hospitis ad cervum“

Gasthaus zum Hirsch, Marktstr.33, Aufnahme von 04.1986

Das Gasthaus wurde vermutlich in den 1750er Jahren durch Heinrich Hartard Stegmüller (*1716 in Mingolsheim, †1796 in St. Leon), ein Enkel des Wolfgang Stegmüller, Stammvaters aller Stegmüller in Baden und der Pfalz, errichtet.

Heinrich Hartard war Bäcker, wie der Schlussstein über dem Torbogen (ehemals Hofeinfahrt) in der Marktstr. 33 zeigt. Das Bäckerhandwerk lag nahe, da er ja aus einer Müllerfamilie stammte und damit leichten Zugang zu Mehl hatte. Was ihn dazu veranlasste eine Gaststätte zu errichten, liegt im Verborgenen, vermutlich rechnete er mit einem guten Profit.

Heinrich hatte insgesamt 12 Kinder. Davon erlernten 3 Söhne das Bäckerhandwerk vom Vater. Ein Sohn (Vincenz) heiratete nach Weingarten, übernahm dort ebenfalls eine Gaststätte und gründete die Linie der Pfälzischen Steegmüller.

Johann Jakob, ebenfalls Bäcker, heiratete nach Rot, alle Roter Stegmüller gehen auf ihn zurück. Heinrich Peter, ein weiterer Bäcker, betrieb eine Straußenwirt in St. Leon. Er starb früh mit 36 Jahren, sein Sohn Wilhelm errichtete das Gasthaus zur Krone in St. Leon.

Simon Peter Stegmüller (*1750, †1818), der dritte im Bunde der Bäcker, übernahm von seinem Vater dann das Gasthaus zum Hirsch. 1793 wurde Simon Peter auch Bürgermeister von St. Leon. Von ihm wird berichtet, dass er am 27.Okt.1778, 11½ Pfund Hammelfleisch zu 1 Gulden und 9 Kreuzer, sowie 4 Pfund Kalbfleisch zu 24 Kreuzer an einen Herrn Oberst verkauft hat. Auch Simon Peter hatte mit 11 Kinder eine segensreiche Familie. Zwei seiner das Erwachsenenalter erreichten Söhne erlernten ebenfalls das Bäckerhandwerk. Der erstgeborene Johann Simon Peter heiratete in Neibsheim und führte dort das Gasthaus zum Löwen, bis er wieder nach St. Leon zog und seinem Bäckerhandwerk nachging.

Der jüngste Sohn Johann Nepomuk (*1802, †1838) übernahm nachdem auch seine Mutter 1821 starb mit gerade mal 20 Jahren das Gasthaus. Johann Nepomuk war zweimal verheiratet, sein ältester Sohn Nikolaus (*1823, †1865) war später Lammwirt. Den jüngste Sohn Joseph (*1829, †1910) traf das gleiche Schicksal, der Vater starb als er 9 Jahre alt war, die Mutter führte das Gasthaus weiter, bin er dieses übernahm. Er war der letzte Hirschwirt mit dem Namen Stegmüller. Nach seinem Tod, führte seine damals auch schon über 83 jährige Witwe Theresia, ebenfalls eine geborene Stegmüller, die Gaststätte bis zu Ihrem Tod im Jahre 1919 weiter.

Etwas 1920 kaufte Jakob Weis II (*1865, †1937) das Gasthaus zum Hirsch. Zuerst übernahm für kurze Zeit sein Sohn August, danach sein Sohn Franz das Gasthaus, was aber dessen Ehefrau, eine geborene Schmitz, aus einer Bäckerei stammend, gar nicht gefiel.

PS: siehe dazu auch das Interview von Sandro Keilbach mit Jakob Weis, welches er im Jahr 2023 führte.

Autor: Franz Stoll

Eckdaten

Erbaut: ca 1750

Gastwirte:

  • Stegmüller Heinrich Hartard (1716-1796)
  • Stegmüller Simon Peter (1750-1818)
  • Stegmüller Johann Nepomuk (1802-1838)
  • Stegmüller Joseph (1829-1910)
  • Stegmüller Theresia (1829-1919)
  • Weis August (1897-1982)
  • Weis Franz (1896-1980)
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